Sonntag, 6. Dezember 2015

Erfahrungsbericht 14

Erfahrungsbericht 14
Zeitraum 19.11.2015 bis 06.12.2015
Titel: Advent in Japan


So traditionsbewusst die Japaner auch sein mögen, sie lieben alles was bunt und grell ist. Und Weihnachten gehört definitiv dazu. Eine Mischung aus amerikanischem "Merry Christmas" und "German Weihnachtsmarkt" begegnet einem auf Schritt und Tritt. Der christliche Hintergrund fehlt natürlich. Aber ehrlich gesagt, ist das in Europa auch nicht viel anders. Auf jeden Fall haben wir uns wieder in das Gewühl gestürtzt und vieles erlebt.  
Doch bevor wir in die Erlebnisse einsteigen noch ein herzliches "Domo arigato gozaimasu" an Euch alle. Über 4200 Zugriffe zeigen, dass Ihr nach wie vor mit Interesse unser Abenteuer verfolgt. Für uns ein besonders wichtiges Zeichen. Ihr habt uns nicht vergessen.

Weihnachtsmärkte
Wie schon berichtet, haben wir ja den Besuch der Weihnachts-Iillumination in Roppongi Hills schon im Sommer geplant. Rund um den Mori Tower sind ganze Passagen hell erleuchtet. Die ständig wechselnden Farben und die Vielzahl an unterschiedlichen Motiven ist schon beeindruckend. Die Stromrechung sicher auch. Der Weihnachtsmarkt selbst war überschaubar, dafür kann man aber Weihnachtsbäume für umgerechnet 270 Euro kaufen. Dagegen sind die Bäume in Deutschland spottbillig. Gut, dass wir unseren Baum schon haben.





Die evangelische Kirche in Gotanda hat zum Weihnachtsmarkt geladen. Da wir ja schon zum Gottesdienst dort waren, wollten wir nun auch den Bazar besuchen. Was uns auffiel, es waren deutlich mehr da wie zum Gottesdienst. Ob das wohl am Glühwein oder der Bratwurst lag?


 
Auch am Skytree gibt es einen Weihnachtsmarkt und der ähnelt schon sehr dem deutschen Vorbild. Holzbuden wo es typisch deutsches Essen und Trinken gab. Die Beleuchtung drum herum natürlich wieder aufwendig und grell. So lieben es halt die Japaner. 




Der Hafen von Yokohama ist immer eine gute Anlaufstelle für Feste. Nachdem wir dort das "Frühlingsfest"und das "Oktoberfest" besucht haben, war nun der "Christmas Market" dran. Und es kam dem deutschen Vorbild sehr nahe. Echte Tannenbäume und viele Verkaufsbuden. Alles wieder typisch japanisch illuminiert. Natürlich haben wir Bratwurst und Glühwein (takai des = sehr teuer) ausprobiert.
  



Wie einem das Leben so spielt. Eigentlich wollten wir den deutschen Weihnachtsmarkt in Center Kita nur besuchen. Aber zwei Tag vorher wurde ich als Akteur berufen. Zusammen mit dem obersten Boschler (Nikolaus) durfte ich den Knecht Ruprecht (der dunkle Typ auf den Bildern) spielen. Und das unter der Beobachtung der deutschen Gemeinde. Es war ein rießen Spaß und passte voll in das japanische Programm. Den deutschen Botschafter habe ich auf diese Weise auch kennengelernt. Natürlich wurde alles in Bild und Film festgehalten. Ich bin nun ein waschechter japanese Actor. Im Nachgang wurden wir dann gut mit Bier und Bratwurst versorgt inklusive reservierten Plätzen in der ersten Reihe.




Der Nikolaus war da
Den Nikolausbrauch am 6. Dezember kennt man hier in Japan nicht. Eine echte Marktlücke.
Wir haben natürlich dem Nikolaus gesagt, dass er die zwei Langnasen hier in der Diaspora nicht vergessen darf. Und siehe da, er machte doch einen Abstecher nach Japan.



Tokio auf's Dach gestiegen
Da wir ja ohnehin in Ropongi waren und da es eine sternenklare Nacht war, sind wir nochmals auf den Mori-Tower gefahren. Und diesesmal ganz hoch auf das Sky-Deck, also unter freiem Himmel. Es gibt in Tokyo immer wieder besondere Momente, aber das war mit das Beste was wir bis jetzt erlebt haben. Und super romantisch obendrein.



Ginza
Silvia war mal wieder mit ihren Mädels unterwegs. Und Einkaufen steht bei Japanerinnen an erster Stelle. Un wo kann man das besser als in Ginza. Eine Shopping-Meile vom Edelsten. Alles was Rang und Namen hat ist hier vertreten. Und ihre Japanerinnen haben richtig zugeschlagen. Gut, dass Silvia ihre schwäbische Wurzeln noch nicht vergessen hat.


Herbstlicher Sankei-en Garden
Die Blätter wollen einfach nicht ab. Selbst im späten November waren viele Bäume noch belaubt. Eigentlich prima wenn es solange grün bleibt, jedoch für uns sehr ungewohnt. Unser zweiter Ausflug in den Sankei-en Garden war daher nicht wie erwartet. Bei frühlingshaften Temperaturen und Sonnenschein konnten wir die volle Pracht der Natur genießen.


Und noch mal Herbstausflug
Und der japanische Herbst ist doch noch gekommen. Am Nikolaustag waren wir im Rikugien Garden. Ein buntes und beeindruckendes Farbenspiel. Wo man hinsah, gab es neue Eindrücke. Wir sind dann bis zum Abend geblieben und haben auch noch den beleuchteten Garten bestaunt. Ein besonders Schauspiel. Das lange Warten auf den Herbst hat sich gelohnt.





Auf Besuch
Wir waren zum Brunsch bei Yoko, Marie und Julien in Center Minami. Gökhan mit Familie war auch da. Immer wieder schön, im Kreise von Freunden ausgelassen zu plaudern. Wobei das in diesem Fall sehr international ist (japanisch, französisch, türkisch, deutsch, schwäbisch). Lustig, wenn dann alles gemischt benutzt wird.
Und dann war großes Gutzlebacken bei Lisa, Lars und Philip und vielen Anderen. Gerüche von Frischgebackenem und Punsch sorgten für eine vorweihnachtliche Stimmung.


Hefezopf für Alle
Es war schon längst überfällig, dass ich meinen Einstand in der neuen Abteilung gebe. Und auch das läuft in Japan anders. Man bringt was mit und jeder bedient sich. Um der Sache dennoch einen schwäbischen Ton zu geben, hat Silvia fünf Hefezöpfe gebacken. Und es war der Schlager. Kein Krümel blieb übrig. Einige haben sogar nach dem Rezept gefragt.



Sonderthema "Leuchtschwert"
Nein wir wollen Euch nicht mit "Star Wars" langweilen, es geht auch nicht um Waffen. Ganz im Gegenteil, es geht um den Schutz von Menschen vor Gefahren. Überall wo es Baustellen gibt, Fahrzeuge einen Fußweg queren, oder wo auf etwas hingewiesen werden muss, trifft man auf eine spezielle Spezies von Menschen. Immer in grellen Farben uniformiert und mit eben diesem Leuchtstab bewaffnet, also nicht zu übersehen. Öfters kommt noch eine Trillerpfeife dazu um sich auch akustisch bemerkbar machen zu können. So ausgerüstet heißt die Aufgabe, die Bürger auf Gefahren hinzuweisen. Je größer die potentielle Gefahr, um so mehr von diesen Ausfpassern gibt es. Teileise gibt es mehr Aufpasser als Arbeiter. Man begegnet diesen "Winkern" auch völlig unerwartet und ohne wirklichen Grund. Wenn zum Beispiel in den Tiefen eines Bahnhofs gebaut wird und es nur einen Umweg gibt, steht natürlich ein Winker da, der einem genau diesen Umweg zeigt. Und jeder hält sich an diese Anweisungen. Keiner wiedersetzt sich oder bruddelt rum. Ganz krass sind Baustellen bei Nacht. Speziell Straßenarbeiten werden bei Nacht durchgeführt (man möchte ja die Mitmenschen nicht bei Tag mit so etwas belästigen). Es blinkt und leuchtet in allen Signalfarben, sodass der Winker als Mensch schon wieder übersehen werden könnte.
Wir haben auch schon eigene Erfahrungen mit den Männern mit Leuchtschwertern machen dürfen.
Da war der Bautrupp der unseren Internetanschluss gemacht hat (siehe Bericht Nr. 3). Ein Winker hat in unserer kleinen Straße den nicht vorhandenen Verkehr geregelt. Es hätte ja jemand kommen können und der wäre dann ohne Hilfe verloren gewesen. Ein anderes mal, wurde ein Kanaldeckel zur Reinigung entfernt. Natürlich standen zwei Winker da, die jeden Passanten darauf hinwiesen, dass hier eine Absperrung ist. Lustig war auch der Mann von der Gasversorgung. Er hat uns vor einer Baustelle zwei Straßen weiter vorgewarnt. Wir sollen bitte aufpassen und "sumimasen", dass die Gasversorgung dort arbeiten muss. Selbst als auf der etwas größeren Straße die Hecke geschnitten wurde, waren Winker zur Stelle.
Und mal ehrlich Leute, ein wenig von dieser Fürsorge im alltäglichen Leben täte uns in Deutschland gut. Aber solche Tätigkeiten haben wir ja schon lange wegrationalisiert.



Und Reiner hat sich natülich auch ein Leuchtschwert gekauft. Schließlich muss er ja seine Sivlia sicher aus dem Haus auf unsere kleine Straße führen. Man wird halt auch bezüglich Sicherheit immer mehr zum Japaner.

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