Mittwoch, 30. September 2015

Erfahrungsbericht 11

Erfahrungsbericht 11
Zeitraum: 13.09.2015 bis 31.09.2015
Titel: Schon 1/2 Jahr in Japan


Wie die Zeit vergeht. Unser Abenteuer hat die Halbjahresmarke erreicht. Obwohl sich ein gewisser Alltagsablauf eingestellt hat, erleben wir weiterhin fast täglich Neues. Oder anders gesagt, wir sind immer noch schwer von all den Erfahrungen beeindruckt. Und das wird hoffentlich auch so bleiben.

Treue Fan-Gemeinde
Die über 3100 Zugriffe auf unseren Blog machen sprachlos. Es freut uns riesig, dass Ihr alle soviel Interesse an unserem Abenteuer  habt. Vielleicht motiviert es Euch ja, mal selbst das Land und die Leute kennen zu lernen. Ihr seid herzlich eingeladen.

Asakusa
Es gibt Orte in Tokyo, wo alle Japan-Klischees erfüllt werden. Dazu gehört definitiv Asakusa mit dem Soji-Tempel. Das ist auch deutlich an der Anzahl der Ausländer zu erkennen. 
Unmengen an Souvenirläden und Fressbuden und dazwischen Tempelanlagen und japanische Gärten. Erstaunlich ist, dass trotz des Trubels die Einheimischen ruhig und freundlich sind. Auch hier sind wir mehrfach ins Gespräch mit Japanern gekommen.



Shibamata Daikyuji
Das krasse Gegenteil zu Asakusa. Kein Turi-Nest, sondern traditionelle Kultstelle. Zwischen den vielen Japanern waren wir die einzigen Gaijin. Der Tempel selbst ist uralt und sehr prachtvoll. Beim Betreten des Tempels Schuhe aus, was immer ein Zeichen von Wohnzimmeratmosphäre ist. Blöd, wenn man dann halt, so wie Silvia, Löcher in den Socken hat. Ansonsten wieder viele Stände mit traditionellen Genüssen.



  
Natur pur
Nachdem wir nun viel in der Großstadt unterwegs waren, wollten wir einfach wieder einmal Grün sehen. Also haben wir uns nach Takao auf den Weg gemacht. Und wir waren sehr überrascht, dass unweit von Eda (1h S-Bahnfahrt) es ein ganz anderes Japan gibt. Natur pur. Es galt den Mount Takao zu erklimmen. Erst ging es mit der Kabelbahn ein Stück nach oben und dann per Pedes weiter. Vorbei an Tempelanlagen haben wir den Gipfel bezwungen. Besonders hat es uns der Abstieg angetan. Entlang eines Baches konnten wir die naturbelassene Landschaft genießen. Stellenweise war es wie im Schwarzwald. Fetses Schuhwerk war ein muss. Schon krass, dass es unweit von der Metropole Tokyo so viel Natur gibt.


Yokohama/Tokyo am Fuße von Mount Takao
Tengu
Die Fabelwesen haben wir auf unserer Exkursion nach Takao kennengelernt. Schon auf dem Bahnhof in Takao hat uns ein riesiger Tengukopf begrüßt.


Das Fabelwesen ist dann in verschiedener Ausführung immer wieder aufgetaucht. Mal mit langer Nase, mal mit Schnabel.


Die genaue Bedeutung haben wir dann erst am Abend mit Hilfe von Wikipedia erfahren.
"Ursprünglich wurden die Tengu gefürchtet. Sie lösten Besessenheit aus, attackierten und entführten Mönche und Kinder, waren aggressiv und waffengewandt. Mit der frühen Neuzeit gewannen humoristische Aspekte an Gewicht. So mancher Tengu treibt nun allerlei Schabernack. Auch wandelte sich der Schnabel vielerorts in eine lange Nase. Wegen ihrer, aus japanischer Sicht langen Nasen wurden in der späten Edo-Zeit auch Europäer gelegentlich als Tengu dargestellt.
Dank ihrer schillernden Natur, ihrer Wildheit und magischen Kräfte zählen Tengu unter vielerlei Namen heute auch zu den beliebten Figuren in Mangas und Computerspielen."
Nun wissen wir auch wo der Ausdruck "Langnase" für uns Europäer herkommt.

Skytree by Day and Nigth
Das zweithöchste Gebäude der Welt haben wir Euch ja schon vorgestellt. Wenn man direkt davor steht wird es schwierig den Turm in seiner Pracht wahrzunehmen. Also haben wir uns jetzt die Sache mit etwas Entfernung angeschaut und siehe da, man bekommt einen ganz anderen Eindruck von dem Wahrzeichen. Und wenn man die Dämmerung abwartet wird es auch noch bunt.



Black is beautiful
Den roten Aka-Burger kennt Ihr ja schon. Nun haben wir per Zufall auch den schwarzen Kuro-Burger entdeckt. Der war schon 2014 im Programm und wurde nun wohl wieder ins Leben zurück berufen. Natürlich musste ich (Silvia wollte nicht) das probieren. Alles ist schwarz. Weckle, Käse, und statt Tomate gibt es Aubergine. Dadurch schmeckt der Burger auch anders. Also wer mit offenen Augen durch Tokyo läuft wird immer überrascht und genau das lieben wir so an Japan.


Winzerfest
Dass wir aber am "Besigheimer Winzerfest" nicht teilnehmen konnten, hat uns schwer geplagt. Daher haben wir kurzentschlossen unser eigenes Winzerfest anrrangiert. Die notwendige Ausstattung haben wir ja dabei.

Sumo Day
Darauf haben wir uns schon lange gefreut. Der "Sumo Day" in Ryogoku ist sehr beliebt und entsprechend ist die Nachfrage. Dank des Relocation Service haben wir die begehrten Karten bekommen. In einer riesigen Arena (>13.000 Personen) finden die Top-Kämpfe statt. Der Ablauf ist ganz einfach. Dicke Männer machen viel Tamtam und versuchen sich anschließend auf's Kreuz zu legen. Natürlich läuft das alles mit vielen traditionellen Ritualen ab, was die Sache besonders interessant macht. Aber auch die Kämpfe sind immer wieder anders und deshalb abwechslungssreich. Erstaunlich wie die Dicken als Stars von den Japanern verehrt werden. Top-Sportler mal ganz anders. 


                                      
 
Krank in Japan
Mitte September hat es Reiner erwischt. Mit 39,5 Fieber habe ich eine unruhige Nacht verbracht. Also haben wir uns am nächsten Tag dem japanischen Gesundheitswesen anvertraut. Pech war nur, dass Feiertag war und nur Notaufnahmen zur Verfügung standen. Aber wo? Zuerst haben wir es im Krankenhaus hier in Eda versucht. Eine nette Schwester war fast eine Stunde beschäftigt, eine naheliegende Ambulanz zu finden. Dabei ging die meiste Zeit drauf, uns das zu erklären. Also mit der Bahn nach Azaminio und mit dem Bus in die Nähe des Hospitals. Besonders zu erwähnen ist das vorbildliche Verhalten des Busfahrers. Der hatte erkannt, dass ich medizinische Hilfe brauchte. Also statt uns nur an der richtigen Haltestelle rauszulassen, ist er ausgestiegen und hat uns noch den Weg gezeigt (und das noch im besten Englisch). Das macht eben Japan so besonders. Mit der Hilfe des Busfahrers haben wir dann auch gut die Notaufnahme gefunden. Mit Unterstützung von anderen Patienten (die Englisch konnten) wurde ich dann auch untersucht. Diagnose, fiebrige Erkältung. Erstaunlich ist auch, dass man die Medikamente sofort bekommt und nur soviel wie man benötigt. Dagegen war die Krankmeldung nur in Japanisch erhältlich. Auch besonders, Bezahlung in bar.
Fazit: das Gesundheitswesen ist zwar etwas in die Jahre gekommen, aber es wird einem geholfen. Natürlich habe ich mir gleich eine Maske gekauft um meine lieben Mitmenschen nicht anzustecken. Man wird halt mehr und mehr zum Japaner.

Noch eine Bemerkung am Rande. Immer wieder erleben wir, dass und unsere Vornamen (Cornelia Silvia und Reiner Martin)  vertauscht werden. Da wird aus dem Reiner ein Martin. Das kann bei behördlichen Vorgängen Probleme machen. Am besten man hält sich peinlich genau, an das was auf unserer Resident Card steht.

Sonderthema "Baustelle"
In der größten Metropole der Welt wird auch gebaut, nur bekommt man das nicht mit. Baustellen sind etwas, was man bestmöglichst versteckt. Es geht einfach darum, die Mitmenschen vor Belästigungen zu bewahren (typisch japanisch). Bei Gebäuden wird, bevor die Bauaktivität beginnt, eine kunstvolle Verhüllung vorgenommen. Meistens werden dazu weiße Hochglanzpaneelen verwendet, sodass man sich fragt, ob das schon die fertige Fassade ist. Man hat also keinerlei Einblicke in das was da im Inneren stattfindet. Die Logistik wird sehr geordnet durchgeführt. Will ein LKW rein oder raus wird erst einmal sichergestellt, dass Passanten nicht gefährdet sind. Mit vielen Entschuldigungen und Dankesbekundungen werden die Passanten auf Abstand gehalten. Dann "Sesam öffne Dich" geht ein Vorhang auf und ein LKW passiert. Danach wird der Vorhang wieder geschlossen und die Straße abgesichert. Egal ob da was auf der Straße liegt oder nicht, es wird noch abschließend gefegt. Aber schaut selbst, wie so ein typischer Ablauf aussieht.

Alle Baustellen werden von unifomierten Winkern bewacht (das sind Frauen und Männer mit Leuchtschwertern). Zu dieser sehr typischen japanischen Spezies jedoch mehr in einem der nächsten Berichte (die Spannung muss ja erhalten bleiben).



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen