Sonntag, 26. April 2015

Erfahrungsbericht 3



Erfahrungsbericht 3                                                                                       26.04.2015
Zeitraum: 01.04.2015 bis 26.04.2015
Titel: Der Start in unserer neuen Heimat


Ein anstrengender, aber auch erfolgreicher Start liegt hinter uns. Es gibt also wieder viel zu berichten.

Mit Rückenwind und eine Stunde früher sind wir am 01.04.2015 in Tokyo-Haneda gelandet. Und gleich erwartete uns die erste Herausforderung. Beim Zoll mussten wir neben der Einreise auch die Recident Card (jap. Personalausweis) ausstellen lassen. Auch die Aktivierung des Visa und die Zollfreigabe des Containers mit unseren Habseligkeiten musste geregelt werden.


Mit dem Limousine Bus sind wir dann nach Shin-Yokohama (5 Koffer im Schlepptau). Dort hat uns ein Mitarbeiter der Maklerfirma abgeholt. Wir sind direkt zum Haus nach Eda gefahren und es wurde auch gleich die Übergabe durchgeführt. Da das Haus über viel elektronischen Helferlein verfügt (mehr oder weniger sinnvoll), war das deutlich mehr als nur einen Schlüsselübergabe. Jedoch war das Haus absolut leer, also keinerlei Möbel. Der Start war also mehr als spartanisch.


Unser neues Zuhause ist aber super. Da haben wir wirklich einen Glücksgriff gemacht. Alles großzügig, mit Garage und zusätzlichem Abstellplatz. Aber seht selbst.


Die ersten Tage in Jp waren mehr als aufregend. Ich hatte mir die erste Woche freigehalten, um mit Silvia die Dinge gemeinsam durchzustehen. Los ging es mit der Relocation-Tour. Anmeldung bei der Stadt Aoba, Eröffnung eines Bankkontos und ein Handyvertrag für Silvia. Und das mit einem Notenglisch (mehr ist bei den Behörden etc. nicht abrufbar). Und viel Kurioses (siehe letzter Abschnitt zu japanischen Bankenwesen). Was mir gar nicht gefallen hat, ist, dass man gar nicht richtig versteht, was man da alles an Verträgen abschließt und nachlesen ist nicht (da meisten auf Japanisch).

Die Installation des Internets war ein besonderes Erlebnis.
Am ersten Freitagabend sind 7 Arbeiter mit Zwei Lastwagen und einer Hebebühne angerückt. Die Straße wurde halb abgesperrt und zwei Einweiser mit Leuchtstab regelten den „nichtvorhandenen“ Verkehr. Am Abend war alles gemacht und das Highspeed-Internet funktioniert. Was für ein Unterschied zur Telekom.

Da wir keine Möbel haben, ging es dann auch gleich auf Möbelsuche. Natürlich waren wir erfreut, dass es in Yokohama eine Ikea gibt. Aber auch da machte sich sofort Ernüchterung breit. Alles auf Japanisch. Wir haben dann ohne große Diskussion das Notwendigste (Bett, Stühle, Tisch) geordert. Natürlich kann man das auch hier alles gleich mitnehmen, aber ohne Auto!?!. Also Lieferservice beantragen und ganz untypisch für Japan wurde mehr als eine Woche Lieferzeit angekündigt. Um wenigstens eine Mindestschlafstätte zu haben, schleppten wir die zwei IKEA-Matratzen mit der Subway nach Hause.
Unser Container kam erst 1,5 Wochen später an, sodass wir auch hier nur mit Notfallausrüstung starten mussten (z.B. Taschenmesser). Wir waren mehr als erleichtert, als dann die ersten Ikeamöbel und der Container eintrafen. Nun war ein Mindestkomfort vorhanden. Schon lustig der Start. Wir kommen uns vor als wie bei dem Bezug unserer Erstwohnung in Oberstenfeld vor mehr als 30 Jahren. IKEA wurde über die nächsten Wochen eine Hauptanlaufstelle von uns. Zwischenzeitlich sind wir nahezu komplett möbliert.  Auch ein Gästezimmer gibt es nun. Ihr könnt also kommen.


Da in Japan die Netzspannung 110V ist, konnten wir nur wenige Geräte mitnehmen. Eigentlich nur Ladegeräte und der Fernseher, die von Werk aus schon auf 110-230V ausgelegt sind. Also auch hier alles neu. Die Kleingeräte wie Fön, Wasserkocher und Co haben wir bei Big Camera (wie Mediamarkt) erstanden. Der Kauf der Waschmaschine war auch ein Erlebnis. Es gibt hier keine uns bekannten Maschinen, Alles Toplader mit unbekannten Waschprogrammen. Geht deutlich schneller als sonst, verbraucht aber auch mehr Wasser. Aber Hauptsache die Wäsche wird sauber.

Wir haben aber auch viel unternommen. Es galt die Umgebung zu erkunden. Wir mussten feststellen, dass unser Haus richtig platziert ist. Es ist eine ruhige Wohngegend mit netten Nachbarn und viel Einkaufsmöglichkeiten. Es ist ein wenig wie in einer Kleinstadt und das im Großraum Tokio. Am ersten Wochende haben wir Hanami (Kirschblütenfest) erleben dürfen und wir waren in Shibuya (größte Fußgängerkreuzung der Welt). Erste Bekanntschaft mit japanischem Essen war natürlich auch Pflicht.


Wir haben auch den zentralen Treffpunkt der deutschen Community, nämlich die deutsche Schule, besucht. Da war Flohmarkt: d.h.: die Heimkehrer haben ihre mehr oder weniger wertvollen Dinge verkauft. Wir fanden eine Announce bezüglich Kühlschrank. Ist von einem Lehrer der deutschen Schule. Er geht nicht nur in Pension, sondern auch nach 32 Jahren zurück nach Deutschland. Manche halten es lange aus. Den Kühlschrank haben wir uns auf jeden Fall gesichert (mit Eismaschine). Wichtig war aber, dass Silvia erste Bekanntschaften mit der deutschen Frauengemeinschaft knüpfen konnte.

Überhaupt findet sich Silvia sehr gut zurecht in Japan. Das Zugfahren in der Millionenmetropole ist kein Thema mehr. Sie unternimmt und übernimmt viel (z.B. Führerschein übersetzen lassen). Besonders stolz ist sie, dass sie schon bereits nach drei Wochen japanische Freundinnen kennen gelernt hat. 

Der Ausflug in das Shinagawa Aquarium war ein besonderes Erlebnis. Delphin- und Seehunde-Show,  ein Aquarium wo man drunter durchgehen konnte und Haie.


Ein weiterer Ausflug führte uns in die Küstenstadt Enoshima. Da gibt es Meer und Strand (leider war es zu kalt zum baden), aber auch Schreine und viel anderes Sehenswertes. Den Aussichtsturm habe nur ich erklommen, da Silvia aufgrund Höhenangst sich weigerte.


Nun beginnt in Japan die "Golden Week". Typisch japanisch werden die Feiertage gebündelt genommen. Das ist auf der einen Seite eine feine Sache, auf der anderen Seite aber auch geballte Urlaubslust aller Japaner. Es wird also eng. Wir werden die Zeit dennoch für neue Ausflüge nutzen.

Mein Start im Büro lief anders als ich mir erhofft habe. Mein neuer Chef war erst im Krankenhaus (Beinbruch) und dann zuhause. Die Kollegen sind zwar nett, aber es läuft halt nicht wie in Abstatt.
Alles etwas anonymer und distanzierter. Die deutschen Kollegen hier in Yokohama sagen, dass das mindestens 1 Jahr benötigt, bis sich das normalisiert. Und das ist schon gewöhnungsbedürftig. Immerhin konnte ich diese Woche meine erste Dienstreise machen. Es ging auf eine Teststrecke in der Nähe von Fukushima. Naja, ob das gut war. Auf jeden Fall habe ich meinen ersten Sonnenbrand bekommen. Am Abend war dann noch die Welcome-Party von den Kollegen. Und wieder typisch japanisch war es eine Überraschung für mich. Außerhalb des Büros läuft das ganz anders ab. Viel Geselligkeit, viel Bier und gutes Essen. Ich muss also noch viel lernen über das Zusammensein im Kollegenkreis.

Und noch die oben angekündigte Geschichte zum japanischen Bankenwesen.
Japan ist ja bekannt für seinen Service und seine Kundenorientierung. Das stimmt absolut, aber leider nicht für den offiziellen Bereich. Ein gutes Beispiel dafür ist unsere Odyssee bezüglich Kontoeröffnung. Gleich zu Beginn haben wir ein Konto bei der Citi-Bank eröffnet. Denn mein Arbeitgeber überweist den Gehalt nur auf eine japanische Bank. Die Citi-Bank wurde uns empfohlen, da sie international aufgestellt wäre und English kein Problem sei. Beides hat sich im Nachhinein als nicht wirklich richtig erwiesen. Schon bei der Eröffnung gab es Probleme. Nur wenn man eine japanische Telefonnummer hat, kann man ein Konto eröffnen. Also mussten wir gezwungenermaßen vorher einen Handyvertrag für teures Geld abschließen um das Konto zu bekommen. Gott sei Dank hat der Mobilphone-Provider meine deutsche Kreditkarte akzeptiert. Nach schwierigem Eröffnen des Kontos (halt auch japanisch) wurde uns dann zugesichert, dass die Unterlagen plus Karte kurzfristig per Post geliefert werden. Nach zwei Wochen war immer noch nichts da. Da unsere deutsche Kreditkarte immer unsicherer wurde, wurden wir auch immer nervöser. Also Anrufen bei der Citi-Bank. Dort wurde mir dann nach 2h Diskussionen erklärt, dass die Karte auf irgendeinem Postschalter liegen würde und ich sollte mich doch an die Post wenden. Wo genau die Karte liegen würde, wüsste die Bank auch nicht. Also zur Post. Nach 1h Diskussion mit allen möglichen Postlern (auch via Telefon) wurde mir erklärt, dass ich mich erst bei der Post offiziell anmelden müsste, bevor ich die Karte bekommen könnte. Und die Karte selbst würde ohnehin auf irgendeiner anderen Postfiliale liegen und man wisse nicht genau wo. Ich solle mich einfach bei der Post anmelden und warten. Die Karte werde dann schon irgendwann geliefert. Dann bin ich (völlig unjapanisch) deutlicher geworden und habe den Postbeamten klargemacht, dass ich heute die Karte haben möchte, da wir ja Geld zum Leben benötigen. Und siehe da es hat geklappt. Am gleichen Tag war die Karte da. Vor lauter Schreck hat jedoch der Postler die Karte an Silvia ausgehändigt, wobei diese doch an mich persönlich auszuhändigen war. Das hat uns dann am späten Abend nochmals zwei Besuche der Post beschert, bis dann alles geklärt war. Wir befürchten aber, dass das nur der Gipfel des Eisberges ist und wir noch viel Freude am japanischen Bankwesen haben werden (Überweisungen, Geldtransfer, Online-Banking). Zwischenzeitlich ist nun auch Geld auf dem Konto und wir sind stolze Yen-Millonäre.
Noch ein Nachtrag zum Bankwesen in Japan. Man bekommt hier nur einen „Cashcard“; d.h.: mit der Karte kann man Geld vom Automaten holen und nicht mehr. Eine EC-Karte, so wie wir sie kennen, gibt es nicht. Und eine Kreditkarte bekommen Ausländer wegen fehlender Historie ohnehin nicht. Als Bosch’ler hat man aber die Möglichkeit eine Corporate-Kreditkarte zu bekommen. Diese aber nur über eine rein japanische Bank namens Mizuho. Also zweites Konto eröffnen und dieses mal nur auf Japanisch. Dazu aber später, oder die Story geht weiter.

Zum Schluß unsere neuen Kontaktadressen.
Da hat sich einiges geändert, also bitte beachten.

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